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A-6.4.1.1 Reparatur durch Injektion
 
Verfahren
a) Technisches Regelwerk
DWA-Merkblatt [DWA-M 143-8]
b) Allgemeine Verfahrensbeschreibung
Bei Injektionsverfahren werden i. d. R. bedingt flexible Packersysteme unter Kamerabeobachtung durch Seilwinden an den zu sanierenden Stellen positioniert und das Injektionsmaterial über den relativ eng an der Rohrwand befindlichen Packerraum in die Undichtigkeiten in die undichten Strukturschäden und das umgebende Erdreich injiziert. Dort erstarrt das Material und erzeugt einen druckfesten, stabilen Dichtmantel außerhalb und zum Rohr hin.
Als Injektionsmaterial wird i. d. R. Isocyanatharz verwendet. Neben den abdichtenden Eigenschaften von Harz wirkt dieses zudem stabilisierend bei Strukturschäden am Altrohr und bei schadhaftem Rohrbett. Injektionsverfahren mit Harz werden i. d. R. zur punktuellen und abschnittsweisen Abdichtung bei sichtbaren Undichtigkeiten (In-/Exfiltration) und Stabilisierung von Schadensbereichen am Altrohr und des anstehenden Bodens eingesetzt. Der Einsatz ist insbesondere bei anstehendem Grundwasser geeignet.
Für die Injektion wird das Injektionsmaterial bzw. deren Einzelkomponenten (Harz) über Schlauchleitungen an die Injektionseinheit herangeführt, spätestens im Sanierungsgerät zwangsvermischt und unter Druck in die zuvor vorbereiteten und eingeschalten Bereiche eingepresst. Das Injektionsgut dringt in den ausgefüllten Schalungsbereichen und den Porenraum des umgebenden Erdmaterials bzw. vorhandene Hohlräume ein und erstarrt dort druckfest.
Das Injektionsmaterial steht durch die kontinuierliche Zufuhr und mengenmäßig kaum begrenzt bis zum technisch möglichen bzw. gewollten Verfüllgrad zur Verfügung.
Aufgrund der Länge der verwendeten Packersysteme zur Harzinjektion können ca. 80 bis 100 cm lange Schadenslängen in einem Arbeitsgang saniert werden.
Eine Anschlusssanierung ist in Leitungen regelmäßig nicht möglich.
c) Beispiele für zugehörige Verfahren und Varianten
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Janßen- Riss- und Scherbensanierungsverfahren (RAL-GZ: S10.09).
Anwendungsbereich
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Bei sichtbaren Undichtigkeiten (In-/Exfiltration durch Rohrverbindungen, örtlich begrenzte Strukturschäden, Risse, fehlende Wandungsteile, Scherbenbildung);
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Bei geringfügig deformiertem Altrohr;
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Stabilisierung und ggf. Rückverformung (situationsbedingt) gebrochener Rohre;
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Lokale Beseitigung von Schadensursachen, z. B. Bettungsdefiziten, möglich;
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Hohlraumverfüllung;
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Besonders geeignet bei anstehendem Grundwasser;
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Als vorbereitende Maßnahme für ein ausgewähltes Sanierungsverfahren, Stabilisierung des Altrohrs vor Linereinbau;
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Zur Abdichtung bei anstehendem Grundwasser. Starke Grundwasserströmung kann zu Abschwemmung des Injektionsmaterials führen;
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Ab DN 150 ;
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Für alle Rohrwerkstoffe.
Technische Anforderungen und Randbedingungen
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Keine Abflusslenkung für Trockenwetterabfluss erforderlich, da Packersysteme i. d. R. als Durchflusspacker konzipiert sind;
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Zugängliche Kontrollschächte oberhalb und unterhalb der Schadstelle erforderlich;
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Liegen Rohrwerkstoffe wie z. B. Beton und Steinzeug ohne zusätzliche Bewehrung vor, muss der zu sanierende Abschnitt bis zu den beiden benachbarten Rohrverbindungen erweitert werden.
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Bereits verfüllte Risse sind ggf. nicht eindeutig als solche erkennbar, da sich der ursprüngliche Rissverlauf oft auch nach der Sanierung noch abzeichnet.
Ein druckdichter Abschluss des Packerprüfraums kann beeinträchtigt werden durch
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unmittelbar angrenzende Abzweige oder Schachtwände,
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starke deformierte und instabile Altrohrsubstanz,
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Ablagerungen oder Inkrustationen an der Rohrinnenwand,
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Oberflächenschaden durch Korrosion oder mechanische Beschädigung,
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poröse Rohrwerkstoffe und
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starke Unebenheiten der Rohrinnenwand.
Vorteile
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In der Praxis jahrzehntelang erprobtes und bewährtes Sanierungsverfahren;
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Vorfräsarbeiten zur Haftgrundvorbereitung i. d. R. nicht erforderlich;
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Auch bei erheblichen Rohrschäden lassen sich Sanierungsmaßnahmen in offener Bauweise oft vermeiden.
Nachteile
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Kein Einsatz bei Temperaturen 0 °C;
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Materialverbrauch im Vorfeld schwer kalkulierbar (i. d. R. Vergütung auf Nachweis erforderlich);
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Nicht anwendbar, wenn kein druckdichter Abschluss des Packerprüfraums möglich (vgl. „Technische Anforderungen und Randbedingungen“).
Rechtliche und ökologische Anforderungen
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Zwangsvermischung der Einzelkomponenten des Dichtmittels vor Injektionsaustritt;
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Nachweis der hygienetechnischen Unbedenklichkeit mittels Säulenversuch (einschließlich Reaktionsphase);
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Ordnungsgemäße Entsorgung von Materialresten der Einzelkomponenten;
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In Wasserschutzgebieten kann gemäß Vorgaben der zuständigen Behörde die Einholung einer wasserrechtlichen Erlaubnis erforderlich sein.
Bauzeit
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Pro Arbeitstag können in der Regel drei Schadenstellen saniert werden.
Zusätzliche technische Vertragsbedingungen zur Qualitätssicherung
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DWA-Merkblatt [DWA-M 144-8]„Injektionsverfahren“ (vgl. Anh. A-6.1.2).
Leistungsbeschreibung
Vorarbeiten
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Hindernisse beseitigen
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Reinigung
Hauptposition
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Injektion von Schadensbereichen, punktuell oder streckenförmig
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Materialverbrauch
Nacharbeiten
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Beseitigung überschüssigen Injektionsmaterials von Rohroberfläche bzw. aus Leitung
Bauüberwachung
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Auf die VSB-Empfehlung Nr. 0.6 „Risikobewertung Kanalsanierung“ wird verwiesen, hinsichtlich der technikspezifisch bestehenden Ausführungsrisiken, die durch die Bauüberwachung minimiert werden können;
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Sämtliche qualitätsrelevanten Arbeitsschritte (z. B. gemäß ZTV oder Verfahrenshandbuch RAL-GZ für S10.4-Verfahren) müssen kontinuierlich überprüft werden.
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Im Falle der Vergütung des Injektionsmaterials auf Nachweisbasis ist der Materialverbrauch zu überwachen.
Qualitätsnachweise
Für die eingesetzten Materialien und Baustoffe
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Gemäß DIBt-Zulassung, ZTV bzw. Verfahrenshandbuch nach RAL-GZ 961 für S10.4-Verfahren.
Für das Sanierungssystem
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Gemäß DIBt-Zulassung, ZTV bzw. Verfahrenshandbuch nach RAL-GZ 961 für S10.4-Verfahren.
Für die Arbeitsabläufe
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Gemäß ZTV-Vorgaben bzw. Verfahrenshandbuch nach RAL-GZ 961 für S10.4-Verfahren.