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A-6.2.1.2 Reparatur mit vor Ort härtenden Bauteilen (Kurzliner, Hutprofile, T-Stücke)
 
Verfahren
a) Technisches Regelwerk
DWA-Arbeitsblatt [DWA-A 143-7]
b) Allgemeine Verfahrensbeschreibung
Mit Hilfe von vor Ort härtenden Bauteilen werden Kanäle im Bereich von Rohrverbindungen, Rissen und fehlenden Wandungsteilen sowie Anschlüsse durch Überkleben der Schadstellen punktuell saniert.
Vor Ort härtende bestehen aus einem Trägermaterial (Synthesefaserfilz oder Glasfasergewebe), das vor Ort mit einem Mehrkomponenten-Harzsystem getränkt wird. Das Bauteil wird mittels eines Packers an der Schadensstelle bzw. am Anschluss positioniert und durch Expansion des Packers an die Rohrwand gepresst. Die Reaktion des Harzes findet i. d. R. unter Umgebungstemperaturen statt und verklebt das Bauteil mit dem Altrohr.
Eine Installationseinheit besteht aus Packern mit Selbstfahreinheit, Windenbetrieb oder Schiebestangen. Zur Durchführung von Vor- und Nacharbeiten ist ein Fräsroboter erforderlich. Die Geräte sind in einem Kleintransporter, kleinem LKW oder Anhänger untergebracht.
Rohrsanierung:
Die Einzellänge der Kurzliner ist systemabhängig und beträgt i. d. R. etwa 50 cm. Eine überlappende Verklebung mehrerer Einzelliner bei längeren Einzelschäden ist grundsätzlich möglich.
Anschlusssanierung:
Beim Schlauchlining kann die abschließende Anschlussanbindung mittels Hutprofilen oder T-Stücken erfolgen. Hutprofile bestehen aus einem auf die Anschlusssituation und -geometrie vorkonfektionierten Trägermaterial mit einem mindestens 5 cm breiten Kragen, der die Rohrmündung im Hauptkanal umschließt, und einem in den Anschluss ein-ragenden, mindestens 10 cm langen Schlauchlinerstück. Bei T-Stücken ist der Kragen durch einen vollständigen Kurzliner mit entsprechender passgenauer Öffnung ersetzt.
Das Trägermaterial sollte vorzugsweise dem des Schlauchliners entsprechen (i. d. R. Synthesefaserfilz oder Glasfasergewebe). Das Trägermaterial wird vor Ort mit einem Mehrkomponenten-Harzsystem getränkt (Laminat). Hutprofile und T-Stücke werden mit speziellen Anschlusspackern am Anschluss positioniert, das Anschlusspassstück im Anschluss positioniert und durch Expansion des Packers an die Rohrwand im Hauptkanal und in der Anschlussleitung gepresst. Die Reaktion des Harzes findet i. d. R. unter Umgebungstemperaturen statt und verklebt das Laminat mit dem Altrohr.
Bei der Anschlussanbindung mit Hutprofilen und T-Stücken kommen Grundgeräte analog dem Einbau von Kurzlinern zum Einsatz.
Für Anschlussanbindungen an Liner aus PE-HD werden verschweißbare Hutprofile eingesetzt. Der Kragen besteht aus PE-HD und wird mit Hilfe einer integrierten Heizwendel mit dem Liner verschweißt. In diesen Kragen eingearbeitet ist ein Schlauchlinerstück, das mit Harz getränkt den Übergang in den Anschluss sicherstellt.
Hutprofile sind grundsätzlich nur in Verbindung mit Renovierungsmaßnahmen (Liner) geeignet, gleiches gilt mit Einschränkungen auch für T-Stücke. Für den Einsatz im Reparaturbereich sind Anschlussanbindungstechniken wie z. B. Injektions- oder Verpress-verfahren zur Anschlussanbindung vorzuziehen.
c) Beispiele für zugehörige Verfahren und Varianten
Rohrsanierung mit Kurzliner (RAL-GZ: S15.1), z.B.
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ALOCIT;
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I.S.T. Spot Repair System;
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K-Liner;
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PARTLINER TM;
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Point-Liner-System;
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TOP HAT-System, Kurzliner
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Trelleborg Patch Repair;
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3P-Plus-Kurzliner;
Anschlusssanierung mit Hutprofil/T-Stück (RAL-GZ: S15.2), z.B.
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Cosmic TopHat Hutprofil;
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epros Drain LCR Hutmanschette;
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SAERTEX multiHat Combi.
Anwendungsbereich Rohrsanierung
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Zur punktuellen Sanierung im Bereich von Rohrverbindungen, Rissen und fehlenden Wandungsteilen;
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Bei starken Lageabweichungen und Versätzen nur bedingt einsetzbar;
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Kreisprofile DN 100 bis i. d. R. DN 700 und entsprechenden Ei-Profilen;
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Für alle gängigen Rohrwerkstoffe außer Kunststoffe (z.B. PE-HD), bedingte Anwendbarkeit für PVC-U, PP und GFK.
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Bedingt einsetzbar auch bei drucklos eindringendem Grundwasser.
Anwendungsbereich Anschlusssanierung
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Anschlussanbindung in Verbindung mit Renovierungsmaßnahmen (bei Linerwerkstoffen);
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Rohrwerkstoffe mit Abzweigformteilen (z. B. abgeschertes Anschlussteil);
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I. d. R. nicht zur Stutzenanbindung;
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DN 200 bis DN 700 im Hauptrohr (Kreisprofil) und DN 100 bis DN 200 in Anschlussleitungen (systemabhängig); Eiprofile nur bedingt (systemabhängig, ggf. im oberen Rohrbereich der Profile möglich);
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Bei einer Sanierungslänge von 10 bis 40 cm in den Anschluss hinein (system- und geometrieabhängig, im Einzelfall auch größere Einbindetiefe möglich);
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Bedingt auch bei drucklos eindringendem Grundwasser.
Technische Anforderungen und Randbedingungen
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Sorgsame Vorbereitung der Klebefläche zur Sicherstellung einer dauerhaften Verklebung bzw. Haftung (durch Fräsen/Schleifen);
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Eine sorgsame Vorbereitung der Klebefläche insbesondere in den Laminatendbereichen im gesamten Rohrumfang ist zwingend erforderlich (durch Fräsen/Schleifen);
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bei Hutprofilen und T-Stücken: Folien und Innenbeschichtungen auf zu überklebenden Linern müssen im vorgesehenen Klebebereich möglichst vollständig entfernt werden;
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Arbeitsspuren durch die vorbereitenden Fräs-/Schleifarbeiten an unversehrten Rohroberflächen unmittelbar an den Sanierungsbereich angrenzend sind nicht immer vermeidbar (z.B. Glasurabtrag, Lineroberflächen);
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I. d. R. sind zugängliche Kontrollschächte ober- und unterhalb der Schadstelle erforderlich;
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Liegen Rohrwerkstoffe wie z. B. Beton und Steinzeug ohne zusätzliche Bewehrung vor, muss der zu sanierende Abschnitt bis zu den beiden benachbarten Rohrverbindungen erweitert werden;
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Abflusslenkungsmaßnahme erforderlich;
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Bei unter Druck eindringendem Grundwasser ist eine Vorabdichtung der Schadstellen erforderlich;
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Beachtung einer sorgsamen Materialvermischung, um ein vollständiges Aushärten des Materials sicherstellen zu können;
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Verfahren sollte als System eingesetzt werden. Sehr fehleranfällig bei nicht systemkonformer Anwendung wie der Verwendung nicht aufeinander abgestimmter Einzelkomponenten (z. B. Trägermaterial, Harz, Packerlängen).
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Geometriekonforme Konfektionierung der Hutprofile und T-Stücke erforderlich.
Vorteile
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Flexibler Einsatz für viele Schadensbilder möglich (Kurzliner);
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Flexibler Einsatz hinsichtlich Anschlusswinkel möglich (Hutprofil/T-Stück).
Nachteile
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Keine Behebung der Schadensursache, z. B. von Bettungsdefiziten;
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Vor Ort härtende Bauteile führen durch Verklebung auf der Rohrinnenfläche zu einer geringfügigen Querschnittsverringerung;
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Bei überlappender Verklebung zusätzliche lokale Querschnittsreduzierung von ca. 12 bis 20 mm;
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Eine nicht ausreichende mechanische Klebeflächenvorbereitung und Verklebung kann zum Ablösen der Bauteile und somit zu schweren betrieblichen Störungen führen;
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Vergleichsweise viele Ausführungsrisiken gegeben (siehe VSB-Empfehlung Nr. 0.6).
Rechtliche und ökologische Anforderungen
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Nachweis der hygienetechnischen Unbedenklichkeit mittels Säulenversuch (einschließlich Reaktionsphase);
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Materialreste bzw. Einzelkomponenten sind ordnungsgemäß zu entsorgen.
Bauzeit
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Der Einbau eines vor Ort härtenden Bauteils dauert einschließlich der vorbereitenden Arbeiten ca. 2 bis 4 Stunden;
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Die Aushärtungszeit beträgt 0,5 bis 2 Stunden.
Zusätzliche technische Vertragsbedingungen zur Qualitätssicherung
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DWA-Merkblatt [DWA-M 144-7]„Kurzliner, T-Stücke und Hutprofile (Anschlusspassstücke)“ (vgl. Anhang Fachtechnische Grundlagen A-6.1.2).
Leistungsbeschreibung
Vorarbeiten
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Hindernisse beseitigen
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Reinigung
Hauptposition
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Klebeflächen vorbereiten (Bürsten, Fräsen, Schleifen) - Altrohr bzw auf Lineroberfläche
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Punktuelle Spülung zur Beseitigung des Fräsguts
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Einbau des Bauteils (Positionskriterien: Nennweite, Länge und bei Anschlüssen zudem: Winkel und Nennweite der Anschlussmündung).
Nacharbeiten
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Ggf. Beseitigung überschüssigen Harzmaterials von der Rohroberfläche bzw. aus Kanal
Bauüberwachung
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Auf die VSB-Empfehlung Nr. 0.6 „Risikobewertung Kanalsanierung“ wird verwiesen, hinsichtlich der technikspezifisch bestehenden Ausführungsrisiken, die durch die Bauüberwachung minimiert werden können.
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Sämtliche qualitätsrelevanten Arbeitsschritte (z. B. gemäß ZTV oder Verfahrenshandbuch RAL-GZ für S15-Verfahren) müssen kontinuierlich überprüft werden.
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Insbesondere die Vorfräsarbeiten zur Klebeflächenvorbereitung sind kontinuierlich zu überprüfen (z. B. anhand von Videoaufzeichnungen).
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Die Materialübergänge müssen unter Verwendung von überschüssigem Harz möglichst sauber ausgebildet werden.
Qualitätsnachweise
Für die eingesetzten Materialien und Baustoffe
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Gemäß DIBt-Zulassung, ZTV bzw. Verfahrenshandbuch nach RAL-GZ 961 für S15-Verfahren.
Für das Sanierungssystem
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Gemäß DIBt-Zulassung, ZTV bzw. Verfahrenshandbuch nach RAL-GZ 961 für S15-Verfahren.
Für die Arbeitsabläufe
Gemäß ZTV-Vorgaben bzw. Verfahrenshandbuch nach RAL-GZ 961 für S15-Verfahren.