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A-6.2.1.3 Reparatur im Spachtel- und Verpressverfahren
Verfahren
a) Technisches Regelwerk
DWA-Merkblatt [DWA-M 143-16]
b) Allgemeine Verfahrensbeschreibung
Beim Spachtel-/Verpressverfahren werden punktuelle Schäden mit Hilfe von ferngesteuert lenk- und bedienbaren Spachtel-/Verpressgeräten behoben. Die Spachtel-/Verpressgeräte sind generell mit wechselbaren Werkzeugen (i. d. R. Fräs- und Spachtel- bzw. Verpresseinheiten) sowie schwenkbaren Kameras und den notwendigen Medienzuführungen (z. B. Wasser zur Kühlung der Fräswerkzeuge oder Freispülung der Fräsbereiche) ausgestattet.
Die komplette Sanierungseinheit ist in Kleintransportern, teilweise mit Anhängern, oder in LKW-Koffern untergebracht und ist von zwei Fachkräften bedienbar.
Die Sanierung mit Spachtel-/Verpressgeräten läuft generell nach folgendem Prinzip ab:
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Fräsen bzw. Bohren zur Aufarbeitung der Schadensstelle;
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Reinigung der Fräsbereiche;
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Verpressen/Verspachteln (nur Rohrsanierung)/bzw. Verpressen (Rohr- und Anschlusssanierung) mit 2-Komponenten-Epoxidharz;
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Schleifen.
c) Beispiele für zugehörige Verfahren (RAL-GZ: S10.1)
Sanierung mit EP-Harzen (Spachtel-/Verpresstechnik), z. B.:
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KATE/PMO-Roboter;
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SikaRobot;
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RS-PrimoRobot;
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KASRO-Kanalsanierrobotik;
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PT.TRON Spachtel- und Verpresssystem.
Dieser Technikkategorie grundsätzlich zugehörig ist auch das Sonderverfahren zur Erneuerung von Dichtungen (Abdichtung Rohrverbindungen im Verbindungsspalt) in ansonsten strukturschadensfreien Steinzeug-Kanälen:
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EDS-Erneuerung Dichtung STZ (RAL-GZ: S10.3).
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Sanierung mit PUR-Harzen (Verpresstechnik), z.B.
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ProKasro 2K Verpressung;
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Janßen Light Verpresssystem.
Die hier genannten, auf PUR-Harzbasis arbeitenden Techniken werden vereinzelt mit der Injektionstechnik verwechselt. Entsprechend der bauaufsichtlichen Zulassung (DIBt-Zulassung) handelt es sich trotz der Materialverwandschaft um Verpresssysteme. Diese erzielen ihre Wirkung primär innerhalb der Rohrwandung, weshalb hier auch ein Vorfräsen der Sanierungsstellen erforderlich ist.
Neben Spachtel-/Verpressgeräten mit auswechelbaren Werkzeugen wird eine Vielzahl reiner Fräsgeräte, z. B. zur Hindernisbeseitigung in Verbindung mit anderen Sanierungstechniken, eingesetzt.
Anwendungsbereich Rohrsanierung
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Zur Beseitigung von Hindernissen, z. B. Wurzeleinwuchs, Ablagerungen, einragende Stutzen (nur Fräsgeräte);
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Bei undichten Rohrverbindungen, Rissen und fehlenden Wandungsteilen;
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Bedingt einsetzbar auch bei drucklos eindringendem Grundwasser;
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Kreisprofile DN 200 bis DN 600 (teilweise ab DN 150 und bis DN 800);
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Für alle gängigen Rohrwerkstoffe (außer Kunststoff).
Anwendungsbereich Anschlusssanierung
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Bei zurückliegenden, ausgebrochenen oder vorstehenden Anschlüssen;
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Bei einer Sanierungslänge von 8 bis max. 15 cm in den Anschluss hinein;
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Bei Strukturschäden, Rissen, fehlenden Wandungsteilen, Scherbenbildung und sonstigen Schäden im Anschlussbereich (i. d. R. ohne größere Ausbrüche);
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I. d. R. von DN 200 bis DN 600 im Hauptrohr (Kreisprofil) und DN 100 bis DN 250 in Anschlussleitungen; Eiprofile nur bedingt (systemabhängig, ggf. im oberen Rohrbereich der Profile möglich);
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Für alle nicht schweißfähigen Rohrwerkstoffe;
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Bei drucklos eindringendem Grundwasser (EP-Harzverwendung);
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Als vorbereitende Maßnahme, z. B. zum Heranführen von zurückliegenden Anschlussleitungen, vor Linereinbau.
Technische Anforderungen und Randbedingungen
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Die Geräte sind selbstfahrend. Einsatz i. d. R. bei einseitiger Zugänglichkeit möglich;
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Bei unter Druck eindringendem Grundwasser ist eine Vorabdichtung im Bereich der Schadstellen erforderlich (insbesondere bei EP-Harzverwendung);
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Abflusslenkungsmaßnahme erforderlich;
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Beachtung einer sorgsamen Materialvermischung, um ein vollständiges Aushärten des Materials sicherstellen zu können;
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Durch die Fräs-/Schleifarbeiten im Nachgang zur Verspachtelung/Verpressung (Entfernen Überschussharz) können Arbeitsspuren an unversehrten Rohroberflächen unmittelbar an den Sanierungsstellen angrenzend entstehen. Diese sind nicht immer vermeidbar (z.B. Glasurabtrag).
Vorteile
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Nur geringer Materialauftrag (ohne nennenswerte Querschnittsreduzierung);
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Die eingesetzten Sanierungsmaterialien weisen gegenüber dem Rohrwerkstoff i. d. R. die besseren Materialeigenschaften auf.
Nachteile
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Keine Behebung der Schadensursache, z. B. von Bettungsdefiziten;
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Sanierungserfolg bei Scherbenbildungen und komplexen Rissstrukturen in unbewehrten Rohrmaterialien (z. B. STZ und B) nicht immer garantiert, bei der Anschlusssanierung müssen solche im Hauptkanal regelmäßig zusätzlich saniert werden;
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Erforderliche Fräsarbeiten verursachen vorübergehend ggf. eine Destabilisierung der Schadensbereiche (insbesondere bei Rissen und Anschlüssen).
Rechtliche und ökologische Anforderungen
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Materialreste bzw. Einzelkomponenten sind ordnungsgemäß zu entsorgen.
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Nachweis der hygienetechnischen Unbedenklichkeit mittels Säulenversuch (einschließlich Reaktionsphase).
Bauzeit
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Die Aushärtezeit von EP-Harz beträgt i. d. R. mehrere Stunden;
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Die Dauer von Fräsarbeiten ist von Härtegrad und Ausmaß des Hindernisses bzw. der Ablagerung abhängig. Bei Fräsgeräten älterer Generation spielt auch die Antriebsart bzw. -leistung eine Rolle;
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Für das Angleichen eines Muffenversatzes durch Fräsen fallen ca. 10 bis 30 Minuten Arbeitszeit an;
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Pro Tag können unter günstigen Voraussetzungen ca. 3 bis 5 Anschlüsse saniert werden.
Zusätzliche technische Vertragsbedingungen zur Qualitätssicherung
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DWA-Merkblatt [DWA-M 144-16]„Spachtel- und Verpressverfahren“ (vgl. Anh. Fachtechnische Grundlagen A-6.1.2).
Leistungsbeschreibung
Vorarbeiten
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Hindernisse beseitigen
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Reinigung
Hauptposition
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Schadensstellen vorbereiten (Fräsen)
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Punktuelle Spülung zur Beseitigung des Fräsguts
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Verspachtelung/Verpressung der vorbereiteten Sanierungsstelle lunkerfrei (Positionskriterien: Sanierungsort Rohr bzw. Anschluss, Nennweite, Schadensart, bei Anschlüssen zusätzlich Nennweite und Lage des Anschlusses am Umfang z.B. zentrisch/exzentrisch)
Nacharbeiten
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Nachschleifen der Sanierungsstelle (Materialübergänge an Fräskanten zur Qualitätskontrolle)
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Beseitigung überschüssigen Harzmaterials von der Rohroberfläche bzw. aus Kanal
Bauüberwachung
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Auf die VSB-Empfehlung Nr. 0.6 „Risikobewertung Kanalsanierung“ wird verwiesen, hinsichtlich der technikspezifisch bestehenden Ausführungsrisiken, die durch die Bauüberwachung minimiert werden können.
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Sämtliche qualitätsrelevante Arbeitsschritte (z. B. gemäß ZTV oder Verfahrenshandbuch RAL-GZ für S10-Verfahren) müssen kontinuierlich überprüft werden.
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Insbesondere die Vorfräsarbeiten zur Klebeflächenvorbereitung und Öffnung von Rissen für ausreichenden Materialeinsatz sind kontinuierlich zu überprüfen (z. B. anhand von Videoaufzeichnungen).
Qualitätsnachweise
Für die eingesetzten Materialien und Baustoffe
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Gemäß ZTV-Vorgaben bzw. Verfahrenshandbuch nach RAL-GZ 961 für S10.1-Verfahren.
Für das Sanierungssystem
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Gemäß DIBt-Zulassung, ZTV bzw. Verfahrenshandbuch nach RAL-GZ 961 für S10.1-Verfahren.
Für die Arbeitsabläufe
Gemäß ZTV-Vorgaben bzw. Verfahrenshandbuch nach RAL-GZ 961 für S01.03, S01.04 oder S10.1-Verfahren.