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A-6.2.1.5 Reparatur durch Abdichtung mit Flutungsverfahren
 
Verfahren
a) Technisches Regelwerk
DWA-Merkblatt [DWA-M 143-20]
b) Allgemeine Verfahrensbeschreibung
Beim Flutungsverfahren werden einzelne Rohrstränge bis ganze Netzteile nacheinander mit den beiden Komponenten einer Zweikomponentenlösung befüllt und wieder entleert. Dabei gelangen die Lösungen durch die Schadstellen im Rohr in den anstehenden Boden. Die physikalische Reaktion beider Lösungen führt in Verbindung mit dem Korngerüst des Bodens zu einer örtlich begrenzten und wasserdichten Verfestigung und damit zur Abdichtung der Schadstellen. Die im Rohr verbleibende Flüssigkeit wird jeweils wieder abgesaugt und kann erneut verwendet werden. Die Befüll- und Entleervorgänge können zyklisch wiederholt werden, bis kein Materialverbrauch mehr festzustellen ist.
Das Flutungsverfahren wird i. d. R. zur Abdichtung nicht oder nur schwer zugänglicher Kanalabschnitte und Stabilisierung von Schadensbereichen am Altrohr und des anstehenden Bodens eingesetzt. Der Einsatz ist insbesondere für kleinere Nennweiten geeignet.
Im Zuge der Planung muss zur Prüfung des potenziell erfolgreichen und wirtschaftlichen Einsatzes eine Wasserverlustprüfung der konkret zur Flutung vorgesehenen Netzabschnitte erfolgen.
c) Beispiele für zugehörige Verfahren und Varianten (RAL-GZ: S08.1
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TUBOGEL;
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RATHOSAN;
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SILAGO.
Anwendungsbereich
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Bereich DN 100 bis DN 200, in Sonderfällen bis DN 500;
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I. d. R. in nicht oder nur schwer zugänglichen Kanalabschnitten (z. B. bei Überbauung);
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Radialrisse < 5 mm, Axialrisse < 3 mm;
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Undichte Muffen;
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Fehlende Muffenabdichtungen < 10 mm;
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Kleine fehlende Wandungsteile;
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Defekte Anschlussanbindungen;
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Für Rohrwerkstoffe Beton, Steinzeug, PVC-U, Faserzement und Gusseisen, bedingt auch PP und PE-HD;
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Zur Abdichtung auch bei drucklos zufließendem Grundwasser bedingt einsetzbar.
Technische Anforderungen und Randbedingungen
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Statische Tragfähigkeit der Altrohre muss gesichert sein;
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Absperrbarkeit gegenüber angrenzenden Kanalabschnitten, z. B. mittels Revisionsschächten;
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nur in optisch kontrollierbaren und mit Spüldüse erreichbaren Netzabschnitten;
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Nicht bei dynamischen Belastungen (Gefahr von Rissbildung);
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Festgestellte Wasserverlustmengen < 60 % des Kanalvolumens innerhalb 15 Minuten (Wirtschaftlichkeit);
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Nicht bei starker Grundwasserinfiltration oder unter Druck zufließend;
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Durchlässiges Bettungsmaterial mit vorhandener korngestufter Sieblinie;
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Nur bei vorheriger Hindernisbeseitigung und Reinigung;
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Grundwasserströmung < 20 cm pro Stunde (Abspülungsgefahr).
Vorteile
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Undichtigkeiten müssen nicht einzeln lokalisiert werden;
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Auch verzweigte und abgewinkelte sowie für herkömmliche Technik unzugängliche Netzabschnitte sanierbar, sofern mit Spüldüse und zur optischen Kontrolle erreichbar;
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Kurze Sanierungsdauer;
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Stabilisierung der Rohrbettung.
Nachteile
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Keine Garantie einer vollständigen Reaktion beider Einzelkomponenten im Bereich des anstehenden Bodens; Restmengen können ins Grundwasser gelangen;
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Vermischung der Einzelkomponenten nicht kontrollierbar und somit Qualität des Endproduktes nicht definierbar bzw. sicherzustellen;
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Materialverbrauch im Vorfeld schwer kalkulierbar (abhängig vom Schadensausmaß und der Anzahl erforderlicher Befüllungs- und Entleerungsvorgänge); i. d. R. Vergütung auf Nachweis erforderlich;
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Enge Einsatzgrenzen.
Rechtliche und ökologische Anforderungen
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Da ggf. Restmengen der Einzelkomponenten im anstehenden Boden verbleiben, ist der Einsatz insbesondere im Grundwasserbereich zu vermeiden.
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Es ist eine wasserrechtliche Erlaubnis einzuholen. Gemäß Vorgaben der zuständigen Behörde kann im Bedarfsfall eine Erlaubnis je Einsatzort erforderlich sein.
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In Wasserschutzgebieten i. d. R. nicht einsetzbar.
Bauzeit
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Ca. ein bis zwei Kanäle einschließlich Anschlussleitungen pro Tag oder
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ein Kanal bis DN 400/500 mit einer Länge von ca. 50 m einschließlich Hindernisbeseitigung, Reinigung und Absperrung in 8 bis 10 Stunden.
Zusätzliche technische Vertragsbedingungen zur Qualitätssicherung
VSB-Empfehlung Nr. 9 „Flutungsverfahren“ (vgl. Anh. Fachtechnische Grundlagen A-6.1.2).
Leistungsbeschreibung
Vorarbeiten
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Hindernisse beseitigen
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Reinigung aller zu flutenden Kanalabschnitte
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Vorsanierung größerer Einzelschäden
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Wasserverlustprüfung
Hauptposition
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Zyklisch zu wiederholender Flutungsvorgang mit Zwischenreinigung nach jedem Abpumpen (Einzelkomponenten) und Kontrolle der Einzelkomponenten auf Verunreinigungsgrad
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Materialverbrauch (i. d. R. separat zu vergüten)
Nacharbeiten
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Beseitigung überschüssigen Injektionsmaterials von Rohroberfläche bzw. aus Kanal
Bauüberwachung
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Sämtliche qualitätsrelevanten Arbeitsschritte (z. B. gemäß ZTV oder Verfahrenshandbuch RAL-GZ für S08.1-Verfahren) müssen kontinuierlich überprüft werden.
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Nach jedem Entleerungsvorgang ist eine Reinigung der gefluteten Kanäle vorzunehmen.
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Die wiederholte Verwendung der Einzelkomponenten zur Befüllung und Entleerung hat eine zunehmende Verunreinigung zur Folge. Im Rahmen einer begleitenden Qualitätskontrolle ist eine Überprüfung der Einzelkomponenten vor Ort erforderlich.
Qualitätsnachweise
Für die eingesetzten Materialien und Baustoffe
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Gemäß DIBt-Zulassung, ZTV bzw. Verfahrenshandbuch nach RAL-GZ 961 für S08.1-Verfahren.
Für das Sanierungssystem
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Gemäß DIBt-Zulassung, ZTV bzw. Verfahrenshandbuch nach RAL-GZ 961 für S08.1-Verfahren.
Für die Arbeitsabläufe
Gemäß ZTV-Vorgaben bzw. Verfahrenshandbuch nach RAL-GZ 961 für S08.1-Verfahren.