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A-6.2.3.2 Erneuerung mit dem Berstverfahren
 
Verfahren
a) Allgemeine Verfahrensbeschreibung
Mit dem Berstliningverfahren ([DIN EN 12889] in Verbindung mit DWA-Arbeitsblatt [DWA-A 143-15]) ist es möglich, unmittelbar in der alten Kanaltrasse einen neuen Kanal in geschlossener Bauweise herzustellen. Hierbei werden in einem Arbeitsgang die Altrohre aufgeborsten und in das umgebende Erdreich verdrängt und unmittelbar hinter dem Berstkopf die neuen Rohre (technikspezifisch geeignetes Rohrmaterial erforderlich) eingezogen.
Um Schäden an den vorhandenen Anschlussleitungen zu vermeiden, werden diese vor dem Berstvorgang in offener Bauweise abgekoppelt und im Anschluss mittels Anbohrstutzen an den neuen Kanal angebunden.
In Abhängigkeit der Rohrnennweite und der erforderlichen Zugkräfte können die Arbeiten vom Einstiegschacht oder über eine Startbaugrube ausgeführt werden. Bei vor Ort hergestellten Rohrsträngen sind generell Startbaugruben erforderlich.
Das Berstlining ist als dynamisches oder statisches Verfahren einsetzbar.
Vorzugsweise wird statisch über eine Zugmaschine geborsten. Die Maschinengröße richtet sich nach den jeweils erforderlichen Zugkräften, die sowohl von der Nennweite, der Berststrecke als auch der Bodenbeschaffenheit (Bodenart, Lagerungsdichte) abhängt.
Beim dynamischen Berstlining werden unterstützende Schlagimpulse eingesetzt. Diese können individuell gesteuert werden. Wegen der unvermeidbaren Erschütterungen und der Lärmentwicklung wird das dynamische Berstlining nur bei kleineren Querschnitten, außerhalb bebauter Gebiete und bei großer Tiefenlage bzw. nicht befestigten Oberflächen (Zerstörungsgefahr) eingesetzt. Durch die Erschütterungen besteht zudem die Gefahr einer vorauseilenden Zerstörung von Rohrteilstrecken im Bereich vor dem Berstkopf. Aus den genannten Gründen wird das dynamische Berstlining nur selten eingesetzt.
Beim sogenannten „Kaliberbersten“, bei dem ein kleineres Neurohr mit Hilfe eines Berstkopfes in den alten Kanal eingezogen wird, handelt es sich nicht um ein Erneuerungsverfahren, sondern um ein Rohrlining-Verfahren ohne Ringraum (Renovierung, vgl. Anhang Einzelrohr-Lining A-6.2.2.4).
b) Beispiele für zugehörige Verfahren und Varianten
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Berstlining, statisch und dynamisch (RAL-GZ: S51.1).
Anwendungsbereich
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Sämtliche Schadensarten, bedingt bei Einsturz (ggf. nach Vorsanierung);
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Kreisprofile i. d. R. DN 100 bis DN 600;
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In komprimierbaren Bodenarten (Rohrleitungszone);
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Oberhalb des Grundwasserspiegels (ggf. Grundwasserabsenkung erforderlich);
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Bei grundsätzlich geeigneter Rohrbettung (nicht bei Betonummantelung), gravierende Bettungsdefizite (z. B. Hohlräume, geringe Lagerungsdichte) können nicht kompensiert werden;
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Berstbare Rohrwerkstoffe: Beton, Steinzeug, Grauguss, bedingt Duktilguss, Stahl und Stahlbeton.
Technische Anforderungen und Randbedingungen
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Mindestüberdeckung: i. d. R. 2 m bzw. 3 bis 6-facher Rohrdurchmesser (größerer Wert);
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Mindestabstand zu baulichen Einrichtungen und angrenzenden Außenanlagen (z. B. Gas-, Wasser- und Wärmeversorgung sowie Verkehrsanlagen) in Abhängigkeit vom Material/Werkstoff der baulichen Einrichtungen und der Bodenart: aus Sicherheitsgründen i. d. R. 1 m, im Einzelfall bis 0,4 m;
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Einzelrohreinzug: über die Schächte;
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In Abhängigkeit der Maschinengröße und bei Rohrstrangeinzug ist eine Startbaugrube erforderlich;
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Bei Lage unterhalb des Grundwasserspiegels ist eine Grundwasserabsenkung erforderlich;
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Trassenverlauf muss in vertikaler und horizontaler Richtung geradlinig und ohne größere Abwinkelungen sein;
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Baugruben in den Anschlussbereichen erforderlich;
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Keine Anschlussanbindungen im Bereich von Rohrverbindungen (bei Einzelrohren), ggf. Trassenänderung der Anschlussleitung erforderlich;
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Detailliertes Baugrundgutachten generell erforderlich.
Vorteile
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Keine Querschnittsreduzierung, Querschnittsvergrößerung in geringem Umfang möglich;
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Verwendung von werksmäßig hergestellten Rohren und Bauteilen mit definierten Materialeigenschaften;
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Kurze Bauzeiten;
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Hohe Nutzungsdauer des neuen Kanals und der neuen Anschlüsse;
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i. d. R. keine Vorarbeiten zur Beseitigung von Hindernissen erforderlich.
Nachteile
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Aufwändige Wiederanbindung von Anschlussleitungen in offener Bauweise;
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Hohe Anzahl an Rohrverbindungen bei Verwendung von Kurzrohren;
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Ggf. Gefährdung angrenzender Außenanlagen (z. B. Gas-, Wasser-, Wärmeversorgung sowie Verkehrsanlagen) durch Virbration, temporären Druckaufbau beim Berstvorgang und Bodenverdichtung in Abhängigkeit der Entfernung, vom Material/Werkstoff der baulichen Einrichtungen sowie der Bodenart.
Rechtliche und ökologische Anforderungen
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Einflüsse auf benachbarte Bäume und Sträucher durch Eingriff in Wurzelraum und Grundwasserabsenkung sind auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
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Eingriffe in den Boden- und Wasserhaushalt sind auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
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Für Grundwasserabsenkungen und -einleitungen ist eine wasserrechtliche Erlaubnis erforderlich.
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Einflüsse auf angrenzende Außenanlagen (z. B. Gas-, Wasser- und Wärmeversorgung sowie Verkehrsanlagen) sind auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
Bauzeit
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Geschwindigkeit Berstvorgang: ca. 6 bis 15 m pro Stunde.
Zusätzliche technische Vertragsbedingungen zur Qualitätssicherung
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VSB-Empfehlung Nr. 11 „Berstlining“ (vgl. Anh. Fachtechnische Grundlagen A-6.1.2).
Leistungsbeschreibung
Vorarbeiten
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Schachtumbau
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Ggf. Startbaugrube herstellen
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Anschlüsse abhängen (in Baugruben)
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Ggf. Grundwasserabsenkung
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Ggf. Vorsanierungen bei lokalen Bettungsdefiziten
Hauptposition
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Kanal bersten mit neuen Abwasserrohren (Positionskriterien: Nennweite, Rohrmodullänge, statische Erfordernisse)
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Anschlussanbindung (i. d. R. in offener Bauweise, ggf. mit Trassenänderung)
Nacharbeiten
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Schachtwiederherstellung (ggf. nur Gerinne)
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Dichtheitsprüfung
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Oberflächen wieder herstellen
Bauüberwachung
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Sämtliche qualitätsrelevanten Arbeitsschritte (z. B. gemäß ZTV oder Verfahrenshandbuch RAL-GZ für S51.1-Verfahren) müssen kontinuierlich überprüft werden;
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Rohrkoppelung bei Einzelrohreinzug;
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Permanente Überwachung der Zugkraft, um ggf. schädigende Auswirkungen auf den Bestand rechtzeitig erkennen und die Arbeiten einstellen zu können.
Qualitätsnachweise
Für die eingesetzten Materialien und Baustoffe
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Gemäß DIBt-Zulassung, ZTV bzw. Verfahrenshandbuch z.B. nach RAL-GZ 961 für S51.1-Verfahren.
Für das Sanierungssystem
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Gemäß DIBt-Zulassung, ZTV bzw. Verfahrenshandbuch z.B. nach RAL-GZ 961 für S51.1-Verfahren.
Für die Arbeitsabläufe
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Gemäß ZTV-Vorgaben bzw. Verfahrenshandbuch nach z.B. RAL-GZ 961 für S51.1-Verfahren.